"Der Betrieb im Reaktor war über Jahre hinweg quasi ein einziger Störfall"
zum gleichnamigen Buch über die Preisverleihung an Dr. Rainer Moormann .
von Dieter Deiseroth, Annegret Falter (Hrsg.), erschienen 2012 in der Schriftenreihe "Wissenschaft in der Verantwortung" , herausgegeben von der VDW - Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V.
ISBN 978-3-8305-3021-3
Nachdem die kritische Auseinandersetzung mit dem Versuchsreaktor in Jülich nicht abriss, beauftragte die Betreibergesellschaft, die Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktorbetriebe (AVR), noch in 2011 eine Expertengruppe mit der Aufarbeitung der Reaktorgeschichte. Im Jahr 2014 legte sie nun ihren schockierenden Bericht vor, der die früheren Enthüllungen von Rainer Moormann bestätigt und ihn endlich nach 8 Jahren rehabilitiert.
Wer Missstände aus seinem Umfeld gezielt an die Öffentlichkeit bringt, wird „Whistleblower“ genannt – und gerät meist unter immensen Druck. Genauso erging es auch dem Chemiker und gebürtigen Osnabrücker Rainer Moormann, der jetzt in der Osnabrücker Universität davon berichtete, wie er auf die großen Risiken von Kugelhaufenreaktoren aufmerksam machte.
Untertitel Preisverleihung 2011 - Dr. Rainer Moormann
Bestellnummer 978-3-8305-3021-3 Seitenanzahl: 122 1. Auflage
erschienen 2011 Einband: kartoniert Preis 12,80 €
Dr. Rainer Moormann arbeitete 35 Jahre in der Kernforschungsanlage (KFA), dem heutigen Forschungszentrum, in Jülich. Zu seinen wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkten zählte über lange Zeit die Sicherheit von Kugelhaufen- oder Hochtemperatur-Reaktoren (HTR). Ein Versuchsreaktor dieses Typs (AVR) mit einer Kapazität von 15 Megawatt war in Jülich bis 1988 in Betrieb. Er wurde mit in Graphitkugeln eingeschlossenem Brennstoff betrieben und mit Helium-Gas gekühlt.Hochtemperatur-Reaktoren werden von interessierten Kreisen in der Fachwelt, in der Wirtschaft und in der Politik bis heute dafür gerühmt, dass sie „inhärent sicher“ seien: Bei ihnen bestehe nicht das Risiko einer Kernschmelze. Nukleare Katastrophen seien also nicht zu befürchten. Mit diesem Argument wird seit längerem der Export des Reaktortyps auch in Länder mit niedrigeren Sicherheitsstandards betrieben. Dr. Moormann ist in seinen Untersuchungen demgegenüber zu dem Schluss gelangt, dass mit der Kugelhaufen-HTR-Technologie andere, nicht minder bedrohliche Störfallmöglichkeiten und Risiken mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt verbunden sind. Seine Hinweise begründen zudem den Verdacht, dass wesentliche Umstände und Folgen eines Störfalls 1978 im Reaktor Jülich bisher verschleiert worden sind.Dr. Moormanns Whistleblowing und seine Orientierung am Gemeinwohl sind beispielhaft für verantwortliches wissenschaftliches Handeln. Darum erhält er den Whistleblowerpreis 2011.Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW). Dr. Dieter Deiseroth, Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, Mitglied der Whistleblowerpreis-Jury. Dipl.-Pol. Annegret Falter, Journalistin, Mitglied der Whistleblowerpreis-Jury. Dipl.-Physiker Lothar Hahn, ehem. Vorsitzender der Reaktorsicherheitskommission; ehem. Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit. Martin Herzog, Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk in Köln