Nein zu Krieg und Militärbasen – erste Gedanken danach

von Reiner Braun und Pascal Luig

Bei vielen waren es der drohende Iran-Krieg und die Stationierung neuer
Atomwaffen, die tausende von Menschen zum Protest auf die Straße führten. Die
mehr als 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die dem Aufruf der Kampagne Stopp
Air Base Ramstein am Samstag in der Gluthitze folgten, protestierten natürlich
auch eindringlich gegen den völkerrechtswidrigen Dohnenkrieg. Keine Aufrüstung
mit uns, einte die Teilnehmer*innen dieser bunten, vielfältigen Demonstration
vom Stadtzentrum Ramstein-Miesenbachs bis zur US-Air Base Ramstein. Optimistisch
war die Stimmung. Beeindruckend alle Redebeiträge, die die Vielfalt der
Argumente gegen den Krieg zum Ausdruck brachten (Sie können demnächst auf der
Webseite angesehen und gelesen werden). Umfassend, mitreißend und motivierend
das umfassende Kulturprogramm auf der Auftakt- und Schlusskundgebung sowie im
Friedenscamp. Es waren gerade die Vielfalt und die politische Breite – bei einem
unüberhörbaren Nein zum Krieg –, die die Aktionen prägten. Viele neue
Unterstützer*innen sind hinzugekommen. Differenzen und Unterschiedlichkeiten,
bei einem klaren antifaschistischen Grundkonsens, wurden und werden als
Bereicherung gesehen.

Mehrfach wurde hervorgehoben, dass die aktuelle Kriegsgefahr von der Regierung
der USA ausgeht – Donald Trump ist eine immense Gefahr für den Frieden.
Europäische und deutsche Politik unterstützen aus politischer Verbundenheit und
Eigeninteresse im Kern diese gefährliche Politik.

Betont wurde aber auch die Chance, die sich durch die wachsende Mobilisierung
vieler junger Menschen und durch die Zusammenarbeit von Friedens- und
Umweltbewegung (gerade auch gegen die Air Base Ramstein, die die gesamte Region
vergiftet) ergeben.

Die Demonstration war zu einem großen Teil von jungen Menschen besucht, es waren
gerade auch „die Neuen“, die u.a. über das Video von Rezo, die neuen Bewegungen
wie z.B. Friday for Future und die intensive Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld
gewonnen werden konnten. Die Beteiligung der ausländischen Gäste aus 14 Ländern
zeigt, das gemeinsame internationale Engagement gegen Krieg und Militärbasen.
„Wir werden wiederkommen, solange Drohnen und Krieg die Politik unseres Landes
prägen“, war die unüberhörbare Ankündigung der Beteiligten. Daran werden auch
unsinnige und bürokratische Reglementierungen der örtlichen Kreisverwaltung
nichts ändern.

Herzstück und Seele des Protestes war das Friedenscamp, das eine Woche lang von
unermüdlichen Helfer*innen aufgebaut wurde und auf einer großen Wiese stattfand.
„Wir wollen zeigen, wie wir leben und die Zukunft gestalten wollen“, dieser
Gedanke und Geist prägte die phantastische Atmosphäre in diesem Friedenscamp.
Vielfältig war das Engagement der Friedensaktivist*innen im Camp und die
kulturellen Beiträge auf der Bühne. Am Samstagabend wurde abschließend der
gemeinsame große Erfolg und die fünf Jahre Widerstand gegen die Base gefeiert.

In dem Friedenscamp fanden auch die Friedenswerkstatt mit über 30
Veranstaltungen und der internationale Anti-Basenkongress statt. In der
Erklärung dieses Kongresses fassten die Teilnehmer*innen noch einmal die
wesentlichen Gründe und Forderungen der Kampagne zusammen und forderten das
Stationierungsabkommen zu kündigen und die Mitgliedschaft in der NATO zu beenden
oder diese aufzulösen. Die Beteiligung des Vorsitzenden des BUND war sicher ein
inhaltlicher Höhepunkt. Die von ihm geforderte Zusammenarbeit von Friedens- und
Umweltbewegung ist zum einen die Zukunft von beiden Bewegungen und zum anderen
gleichzeitig eine große Herausforderung.

Die Abendveranstaltung mit ca. 650 Teilnehmenden am Freitag in der Apostelkirche
zeigt die regionale Verankerung der Aktionen, die besonders durch die
Kaiserslauterer Pfälzer Initiative „Entrüstet Euch!“ gefördert wird. Das von der
Initiative veranstaltete Fußballturnier mit 10 ganz unterschiedlich
zusammengesetzten Mannschaften zeigte nicht nur die friedensfördernde Rolle des
Sports, sondern war auch ein Beitrag gegen Rassismus und zur Solidarität mit den
Geflüchteten.

Was alles jetzt so begeisternd und „einfach“ klingt, war die Arbeit ganz vieler,
die über Wochen und Monate die Aktionen vorbereitet haben – die AG Friedenscamp,
die Techniker*innen auf den Bühnen und in der Apostelkirche, die
Aufbauhelfer*innen, den Helfer*innen in der Küche des Camps, den unermüdlichen
Öffentlichkeitsarbeiter*innen, den Menschen, die vor Ort angepackt haben, den
vielen Ordner*innen, den Künstler*innen sowie Redner*innen und noch vielen mehr,
die geholfen haben. Den größten Dank haben sie sich mit dem Erfolg selber
erarbeitet, aber an dieser Stelle möchten wir noch einmal tausendmal danke
sagen. Ihr seid „der Spirit“ der Kampagne Stopp Air Base Ramstein, von Euch lebt
sie, ohne Euch wäre nicht ein Jahr der Proteste möglich gewesen. Gemeinsam haben
wir auch dieses Jahr etwas Besonderes auf die Beine gestellt.

Sicher war auch nicht alles Gold was glänzt – kleine Pannen und Missgeschicke
gehören zu einem solchen Mammutprogramm dazu. Wir werden sicher intensiver über
den Stellenwert und die Anbindung von Aktionen des zivilen Ungehorsams
nachdenken müssen.

Bei aller Freude über das Erreichte, eine nachdenkliche, vorwärtsorientierte,
selbstkritische Auswertung wird und muss folgen. Was besser gemacht werden kann,
muss überlegt und angegangen werden. Bewährtes ausgebaut und Neues sollte
entwickelt werden. Wir haben das Ende unserer Möglichkeiten noch nicht erreicht
und die Proteste müssen wachsen, damit wir in Berlin nicht mehr überhört werden
können.

Dennoch braucht es uns um die Zukunft dieser Kampagne nicht bange sein, wenn wir
sie auch weiterhin gemeinsam leben und gestalten. Große Aktionen gegen die Air
Base Ramstein wird es sicher auch 2020 geben. Wie sie aussehen, werden wir – wie
auch in der Vergangenheit – gemeinsam entwickeln.

Wir sind sicher, wir haben die Chance, aus Ramstein noch mehr zu machen.
Notwendig ist es alle Male, möglich ist es nach den Ramstein Protestaktionen
2019 mehr als jemals zuvor.

/(Wir haben bei dem Beitrag bewusst keine Namen genannt. Da so viele
entscheidend und an so vielen Stellen mitgewirkt haben, wollten wir alle in
unsere Auswertung mit einbeziehen)/

Reiner Braun und Pascal Luig