Als humanitäre Helfer getarnte Agenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) und Angehörige einer Spezialeinheit der Bundeswehr haben seit 1981 im Auftrag der Bundesregierung in Afghanistan auf der Seite der Mudschaheddin gegen sowjetische Truppen gekämpft.

Das geht aus einer TV-Dokumenta­tion hervor, die das ZDF am Dienstag abend ausstrahlte. In Berichten, die seit Sonntag in verschiedenen Medien erschienen, hatte es bisher lediglich geheißen, der BND habe im Auftrag der Bundesregierungen von Kanzler Helmut Schmidt (SPD) und dessen Nachfolger Helmut Kohl (CDU) mit den Mudschaheddin zusammengearbeitet, um sowjetische Militärtechnik zu erbeuten: neue Panzerungen, Munitionsarten, Nachtsichtgeräte und Navigationstechnik. Doch offensichtlich ist es bei der geheimen Operation »Sommerregen« nicht nur zur Spionage, sondern auch zu Gefechten gekommen, die bis in die Gegenwart verschwiegen wurden. < weiter aus einem Artikel der jungen welt vom 10.10.2013>


In dem Filmbericht »Unser Krieg. Kampfeinsatz in Afghanistan« kommt unter anderem ein anonym bleibender ehemaliger »Kommandosoldat« zu Wort, der den Tarnnamen »Bernd« trägt. Demnach hätten Angehörige der Bundeswehr damals mit den Mudschaheddin zusammengearbeitet und auch zusammengelebt. Als »vertrauensbildende Maßnahme« sei es darüber hinaus erforderlich gewesen, »daß man teilweise mit denen bestimmte Handlungen vorgenommen hat«. Dabei sei es auch zum »Kontakt zu Truppen der Roten Armee« gekommen. Auf die Frage, ob sie damals auch auf sowjetische Militärs geschossen hätten, antwortet der Exsoldat: »Im Klartext heißt das sicherlich, daß es dazu kommen mußte, weil man sonst von den Mudschaheddin nicht als gleichwertiger Partner wahrgenommen wurde.«

Um nicht als Soldat der Bundeswehr erkannt zu werden, habe man damals keine entsprechenden Ausrüstungsgegenstände bei sich geführt. Außerdem hätte eine Gefangennahme unbedingt vermieden werden sollen. Dafür habe es zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder konnte man »dafür sorgen, daß man von der Gegenseite ausgeschaltet wurde, oder man nimmt einen Suizid vor«. Bei den damaligen Einsätzen seien, so der Bericht des ZDF, keine deutschen Soldaten oder BND-Agenten ums Leben gekommen. Ob sowjetische Soldaten von den Deutschen ermordet wurden, darüber wurden keine Angaben gemacht. Nach Informationen der Welt am Sonntag war das BND-Referat 16 A mit dem Einsatz befaßt, jene Abteilung des Geheimdienstes, die für die Regionen Naher und Mittlerer Osten zuständig ist. Nach Angaben ehemaliger Mitarbeiter habe der jährliche Etat für den Einsatz 250000 Deutsche Mark betragen.

Präsident des BND war ein späterer Bundesminister der Justiz und des Auswärtigen: Klaus Kinkel (FDP). Auf Nachfrage der Welt am Sonntag erklärte ein anderer ehemaliger Präsident des Auslandsgeheimdienstes, Hans-Georg
Wieck: »Der BND war damals in Abstimmung mit der Bundesregierung in und um Afghanistan aktiv«. Wieck leitete die Behörde von 1985 bis 1990. Die Operation »Sommerregen« erfolgte ohne Zustimmung des Parlaments. Der BND, weiß die Welt am Sonntag, »war auch schon damals im Ausland nicht an das Legalitätsprinzip gebunden«. Der genannte Einsatz sei eine geheime Verschlußsache gewesen, über die kaum Akten angelegt wurden. Trotzdem sei er als so erfolgreich angesehen worden, daß der dafür zuständige BND-Unterabteilungsleiter das Bundesverdienstkreuz erhielt.